Betriebliche Altersvorsorge: Die Nachteile, die dir (fast) niemand nennt
Inhaltsverzeichnis
- Abschlusskosten machen die betriebliche Altersvorsorge für Jobwechsler besonders unattraktiv
- Was die direkte betriebliche Altersvorsorge grundsätzlich so unattraktiv macht
- Eine weiterer unerwarteter Kostenfaktor der betrieblichen Altersvorsorge
- Betriebliche Altersvorsorge oder Eigenheim
- Die richtige Strategie für dich
In Wirklichkeit ist das aber einer der größten finanziellen Fehler, die du machen kannst. Wir erklären dir, warum die betriebliche Altersvorsorge in den allermeisten Fällen keine gute Investition und sie – im Gegensatz zu ihrem Namen – nicht für die Altersvorsorge geeignet ist.
Die wichtigsten Punkte
- Abschlusskosten machen die betriebliche Altersvorsorge für Jobwechsler besonders unattraktiv
- Was die direkte betriebliche Altersvorsorge grundsätzlich so unattraktiv macht
- Eine weiterer unerwarteter Kostenfaktor der betrieblichen Altersvorsorge
- Betriebliche Altersvorsorge oder Eigenheim
- Die richtige Strategie für dich
Abschlusskosten machen die betriebliche Altersvorsorge für Jobwechsler besonders unattraktiv
Bei den meisten Verträgen für betrieblichen Altersvorsorge in Form einer Direktversicherung werden satte Abschlussgebühren fällig. Dein Arbeitgeber schließt dabei einen Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft ab, der wiederum dir in Rechnung gestellt wird. Versicherungsunternehmen können dabei in den ersten 5-8 Jahren bis zu 2,5 % der gesamten zugesagten Versicherungssumme bis zum Rentenalter in Rechnung stellen – und tun dies in der Regel auch.
Ein Beispiel: Wenn du 100 € pro Monat oder 1.200 € pro Jahr investierst und 27 Jahre alt bist, berechnen sich diese Gebühren wie folgt: Renteneintrittsalter 67 - aktuelles Alter 27 → 40 Jahre Ansparphase × 1200 € × 2,5 % Abschlussgebühr = 1.200 €.
Das bedeutet, dass du in den ersten 5-8 Jahren allein durch die Abschlussgebühr ein komplettes Jahr an Beiträgen verlierst!
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Außerdem erheben die Versicherungsgesellschaften laufende jährliche Gebühren von etwa 1 % auf den Gesamtwert des angesparten Kapitals.
Warum diese Abschlussgebühren so verheerend für deine Investition sind? Wenn du den Arbeitsgeber wechselst, fallen alle Subventionen weg.¹ Du zahlst also die Abschlussgebühr und hast dann ein Versicherungsprodukt mit hohen jährlichen Gebühren, das dazu noch weniger wert ist als das Geld, das du investiert hast. Obendrein erhältst du auch noch die Subventionen nicht mehr, mit denen du beim Vertragsabschluss gerechnet hast. Und Jobwechsel sind nun wirklich keine Seltenheit. Die allerwenigsten Arbeitnehmer haben heute im Laufe ihres Berufslebens nur einen einzigen Arbeitgeber.
Vielleicht denkst du dir jetzt "Na und? Ich kann doch einfach das Geld abheben und damit den Arbeitgeberzuschüsse mitnehmen, die ich bereits erhalten habe." Nicht so schnell, so einfach geht das leider nicht!
Eine betriebliche Altersvorsorge kannst du nicht einfach so kündigen, da ja nicht du diesen Vertrag mit der Versicherung hast sondern dein Arbeitgeber ihn für dich abgeschlossen hat. Nur wenn dein Arbeitgeber mitspielt und die angesparte Summe noch sehr klein ist, ist eine Kündigung möglich. (siehe Tabelle). Ansonsten handelt es sich bei deiner betrieblichen Altersvorsorge bei einem Arbeitgeberwechsel um "totes Geld".
Selbst wenn du den Vertrag kündigen und dir dein Vermögen auszahlen lassen kannst, musst du sofort Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Im Endeffekt musst du die 15 %, die von den Arbeitgebern in der Regel zuschießen, wieder zurückzahlen. Plus alle anderen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern, die er sonst einbehalten hätte. Deine Gesamtrechnung für die Kündigung wird wahrscheinlich höher sein als das, was du als 'Zuschüsse und Förderungen' erhalten hast, da du durch den wahrscheinlich recht hohen einmaligen Betrag in einen höheren Steuertarif fällst.
Vor allem, wenn dein Vertrag noch sehr frisch ist und du also mit deinen Beiträgen noch nicht die Abschlussgebühr gezahlt hast, lohnt es sich in der Regel, deinen Vertrag sofort zu kündigen und dir dein Geld auszahlen zu lassen. Je länger der Vertrag läuft, desto mehr kostet dich die Kündigung. Wenn du mit der Kündigung zu lange wartest, kann es außerdem sein, dass du dein Geld für immer als totes Geld behalten musst, weil du das Limit der sogenannten 'Kleinstanwartschaft' überschreitest.

Mit anderen Worten: Nur wenn dein Arbeitgeber sehr großzügig ist (und, sagen wir mal, deine monatlichen Beiträge verdoppelt oder verdreifacht), solltest du eine betriebliche Altersvorsorge überhaupt in Betracht ziehen.
¹ Ein Jobwechsel bedeutet fast immer, dass deine derzeitige betriebliche Altersvorsorge auf eine private Rentenversicherung ohne Zuschüsse umgestellt wird, sodass du dann mit einer sehr sehr teuren privaten Rentenversicherung mit minimaler Rendite dastehst. Eine Übertragung deiner Versicherung auf deinen neuen Arbeitgeber ist zwar theoretisch möglich, faktisch gelingt dies aber nur in den seltensten Fällen.
Was die direkte betriebliche Altersvorsorge grundsätzlich so unattraktiv macht
Die Renditen von Ersparnissen, die in eine betriebliche Altersvorsorge investiert werden, sind schlicht und ergreifend schlecht. Der Grund dafür ist, dass gesetzlich ein Minimum der eingezahlten Beiträge garantiert werden muss. Und es ist sehr kostspielig, eine Garantie dafür zu geben, dass deine Investition nicht an Wert verliert (siehe Vergleichsbeispiel für die betriebliche Altersvorsorge mit Allianz Index Select).
Früher haben Versicherungsgesellschaften in Anleihen investiert, um bestimmte Renditen zu garantieren. Die Renditen von Anleihen sind aber weit gesunken, dass sie die Gebühren der Versicherungsunternehmen (etwa 1,5-2,5 %) nicht mehr ausgleichen können. Die Rechnung geht also nicht mehr auf. Die Versicherungsunternehmen haben sich daher komplexe Strategien ausgedacht, um etwas höhere Renditen zu erzielen. Aber wenn man diese genauer prüft, wird schnell klar, dass sie auf lange Sicht keinen Sinn machen werden. Die folgende Abbildung verdeutlicht das nur zu gut. Der Wert des Produkts vor Abzug der Kosten ist zwar stabil, aber nach Abzug der Kosten kann er sogar fallen (in rot dargestellt). Wenn du über einen ETF in den Index selbst investierst, erzielst du eine viel höhere Rendite (blaue Linie).

Du denkst dann vielleicht: "Aber die Steuervergünstigungen sind so hoch, das muss sich doch lohnen!" Das ist aber ein Trugschluss. Klar, in der ersten Zeit verdoppelt sich dein Geld dadurch fast. Aber im Ruhestand musst du diese Steuersubvention zurückzahlen, wenn das Kapital ausgezahlt wird.
Und du solltest dir darüber im Klaren sein, dass die Endbesteuerung der ausgezahlten Rente ziemlich hoch ist, da du zusätzlich zu den Einkommenssteuern auch noch die Sozialversicherungsbeiträge zahlen musst, die dein Arbeitgeber gezahlt hätte, sowie deine eigenen Sozialversicherungsbeiträge. Mit anderen Worten: Am Ende bleibt von den vermeintlich großen Vorteilen nur noch wenig übrig.
Eine weiterer unerwarteter Kostenfaktor der betrieblichen Altersvorsorge
Ein weiterer Kostenpunkt, der von den Versicherungs unternehmen und -maklern gerne verschwiegen wird, sind die hohen indirekten Kosten in der Auszahlungsphase deiner betrieblichen Altersvorsorge. Wenn du dich dafür entscheidest, dir dein angespartes Vermögen in Form einer garantierten Leibrente auszahlen zu lassen, z. B. um im Ruhestand die Miete zu bezahlen, ist die tatsächliche Auszahlung sehr gering: Für jede 10.000 €, die du angespart hast, erhältst du nur etwa 6.500 € ausgezahlt (wenn man eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 85 Jahren zugrunde legt).
Das liegt daran, dass dein Kapital in der Rentenphase nicht weiter investiert wird. Das grundlegende Problem der Garantien und konservativen Investition, dass wir bereits für die Ansparphase beschrieben haben, bleibt bestehen. Nur dass es in der Auszahlungsphase noch viel drastischer zu tragen kommt, da diese Garantie dann für 100 % deines Kapitals gelten muss. Außerdem behalten die Versicherungsunternehmen große Puffer ein für den Fall, dass die Versicherten länger leben als die durchschnittliche Lebenserwartung. Das könnte zu überraschend hohen Auszahlungen für diejenigen führen, die sehr lange leben. Aber darauf zu spekulieren ist eine sehr schlechte Grundlage, um deinen Ruhestand finanziell zu planen.
Wenn du dir deine Betriebsrente als Kapitalabfindung auf einen Schlag auszahlen lässt, vermeidest du diese Falle. Aber du musst dann mit einem besonders hohen Steuersatz rechnen, da du durch die hohe Auszahlung in einen höheren Steuertarif fällst.
Betriebliche Altersvorsorge oder Eigenheim
In ein Eigenheim zu investieren ist eine viel bessere Idee für deine langfristige finanzielle Sicherheit!
Erstens ist die Rendite eines Hauses während der Rentenaufbauphase viel höher als die betriebliche Altersvorsorge, die nicht gut angelegt werden kann. Eine Immobilie bringt dir in der Regel 3-4 % Wertzuwachs pro Jahr.
Zweitens ist die steuerliche Behandlung einer Immobilie viel besser, da die Rendite eines Hauses überhaupt nicht besteuert wird, wenn du es selbst bewohnst. Außerdem fällt beim Verkauf einer selbstbewohnten Immobilie keine Kapitalertragssteuer an, wenn du sie in den zwei Jahren vor dem Verkauf ausschließlich zu deinen eigenen Wohnzwecken genutzt hast.
Und drittens bleibt dein Geld, anders als bei einer betrieblichen Altersvorsorge, während des Ruhestands weiter investiert. Du musst dich auch nicht mehr über ständig steigende Mieten ärgern.

Außerdem solltest du Folgendes bedenken:
Wenn du eine Immobilie kaufst und dabei zusätzliches Eigenkapital einbringen kannst, senkst du den Zinssatz deines gesamten Immobiliendarlehens. Wenn du das Darlehen von 100 % auf 95 % des Kaufpreises reduzieren kannst, beträgt die Rendite deines eingebrachten Eigenkapitals in der Regel etwa 5-6 % pro Jahr während der gesamten Laufzeit des Darlehens, ohne Steuern. Das ist viel besser als die Rendite einer betrieblichen Altersvorsorge. Und es ist auf jeden Fall deutlich besser als totes Geld!
Da der Wert deiner Immobilie langfristig steigt, entsteht dadurch eine großartige Reserve für Notfälle, um das Haus altersgerecht zu renovieren oder es deinen Kindern zu vermachen.
Und schließlich bietet dir ein Eigenheim jede Menge Sicherheit. Mieterhöhungen können dich nicht mehr belasten oder gar zum Auszug zwingen. Du kannst dort eine Familie gründen und ganz entspannt alt werden. Du kannst Haustiere halten, die Innenwände in jeder Farbe streichen, wie du willst,... Du kannst dich einfach richtig gut entfalten und zuhause fühlen!
Deshalb macht es so viel mehr Sinn, auf ein Eigenheim zu sparen, anstatt in eine betriebliche Altersvorsorge in Form einer Direktversicherung zu investieren!
Die richtige Strategie für dich
Im Großen und Ganzen ist es gar nicht so schwer, die richtige Strategie zu finden:
Es beginnt damit, für dein Eigenheim zu sparen. Die erste eigene Immobilie bringt die beste Rendite und bietet dir auch die beste Altersvorsorge. Außerdem vermeidest du das Risiko von totem Geld, das bei einer betrieblichen Altersvorsorge besteht.
Wenn du bereits eine Immobilie hast oder wirklich günstig zur Miete wohnst und dir die Idee einer Immobilie als Kapitalanlage nicht gefällt, dann ist die zweitbeste Lösung, in ETFs zu investieren. Wir empfehlen dir, dies über eine private Rentenversicherung mit niedrigen Kosten zu tun, um die steuerlichen Vorteile als zusätzlichen Rendite-Booster zu nutzen und so bestmöglich Vermögen für deine Altersvorsorge aufzubauen.
Wenn du nicht gerade einen sehr großzügigen Arbeitgeber hast, der deinen direkten Beitrag verdoppelt oder sogar verdreifacht, lass es lieber bleiben und schließe keinen Verrtag für eine betrieblichen Altersvorsorge ab. Spare lieber etwas Eigenkapital für eine Immobilie an. Du kannst auch in gut gestreute ETFs investieren. Bedenke dabei aber, dass du dann, wenn ETFs gerade schlecht performen, vielleicht ein paar Monate länger warten musst, um dein Eigenheim zu kaufen.
Wenn du bereits eine direkte betriebliche Altersvorsorge hast, der Vertrag aber erst seit ein paar Jahren läuft, hast du vielleicht mit deinen Beiträgen noch nicht die kompletten teuren Abschlussgebühren gezahlt. Dann ist es in der Regel besser, wenn du deinen Vertrag kündigst oder ihn still legst und keine Beiträge mehr einzahlst. Erkundige dich bei deinem Arbeitgeber und der Versicherungsgesellschaft, ob bei einer Kündigung eine zusätzliche Strafgebühr anfällt und natürlich, ob du generell kündigen und das Geld abheben darfst.