Private Rentenversicherung: Die Philosophie der Anlageberatung bei Pensionfriend

Erfahre über die Philosophie hinter unserer Anlageberatung, die die Grundlage für unsere Empfehlungen bildet.
Dr. Chris Mulder

Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Veröffentlicht am 25. Nov. 2022 Veröffentlicht am 25. Nov. 2022 . Aktualisiert vor einem Monat

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Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Investieren hat viel mit Vertrauen zu tun. Vor allem, wenn du dein Geld in die Hände von anderen legst. Im Folgenden erläutern wir die grundlegende Philosophie unserer Anlageberatung – mit anderen Worten: die Prinzipien, auf die wir vertrauen und die die Basis für unsere Beratung und Empfehlungen bilden.

(Nicht die übliche) Vorwarnung

Die gängige Warnung für Anleger lautet: Die Renditen der Vergangenheit sind keine Garantie für die Zukunft.

Aber eine bessere Warnung wäre: Verzerrte Darstellungen von Renditen sind eine Garantie dafür, dass du solche Renditen in Zukunft nicht mehr sehen wirst! Deshalb versuchen wir, dir unverfälschte Analysen und Daten über Renditen zu liefern.*

* Inspiriert von Stephen Nickell, Nobelpreisträger und einer unserer Lehrer.

1. Die Kosten sind ein wesentlicher Faktor

Die meisten Menschen unterschätzen die Wirkung der anfallenden Kosten auf ihre langfristige Rendite, dabei sind für eine langfristige Investition die Kosten ein entscheidender Faktor. 

  • Bei Pensionfriend identifizieren wir die Produkte mit den niedrigsten Kosten. 

  • Wir sind sehr kritisch gegenüber der versprochenen Outperformance von Fonds mit hohen Kosten.

  • Viele Fondsmanager selektieren die Daten, die sie dir zeigen, sodass es so aussieht, als würden sie besser abschneiden, was dann ihre hohen Gebühren rechtfertigt. 

  • Zum Glück gibt es inzwischen sehr kostengünstige ETFs.

Bei Pensionfriend prüfen wir genau, wie ETFs die Benchmark, die sie nachbilden sollen, erreichen. Diese Tracking Difference umfasst auch die Kosten des ETFs. Sie kann eine Quelle für zusätzliche Leistungen oder unsichtbare Kosten sein.

2. Steuern werden überschätzt und oft falsch interpretiert

Bei Pensionfriend quantifizieren wir die Auswirkungen von Steuern und Subventionen, damit sie messbar sind und Produkte vergleichbar werden.

3. Die Wahl deiner Anlageklassen und deren Aufteilung ist der wichtigste Faktor für die langfristige Rendite

80 bis 90 % der zu erwartenden Renditen ergeben sich aus der Wahl der breiten Benchmark oder der Strategischen Asset Allokation (SAA). Traditionell ist die wichtigste Wahl für die SAA die Gewichtung von Aktien und Anleihen. Früher dachte man, dass Anleihen Sicherheit bieten, aber das hat sich angesichts der niedrigen Zinsen für Anleihen drastisch geändert.  

  • Im aktuellen Umfeld sind Aktien auf lange Sicht sicherer als Anleihen. Anleihen sind dem Inflationsrisiko ausgesetzt. Wenn die Renditen so niedrig sind, führt eine Investition in Anleihen zu einem Rückgang der Kaufkraft. Aktien hingegen bieten langfristig einen Inflationsschutz, da sie dich an der nominalen Wirtschaft teilhaben lassen. Aktien bieten also langfristig sowohl einen Inflationsschutz als auch eine Beteiligung am realen Wirtschaftswachstum. Es ist von entscheidender Bedeutung, Aktien über einen ausreichend langen Zeitraum zu halten. 

  • Aktien sind zwar grundsätzlich zu empfehlen, aber je nach den Risikopräferenzen des jeweiligen Kunden gibt es auch Ausnahmen.

    • Anleihen können als Teil des Portfolios für unerfahrene Anleger ratsam sein, um potenzielle Ausfälle zu begrenzen, bis sie ausreichend Erfahrungen gesammelt haben. 

    • Anleihen können im Ruhestand oder auch schon vorher ratsam sein, wenn Risiken begrenzt werden müssen, um begrenzte Ressourcen oder eine geringere Risikotoleranz widerzuspiegeln, wenn der Kunde nicht mehr die Möglichkeit hat, zu arbeiten, um eine Rentenlücke auszugleichen.

4. Die nächste wichtige Entscheidung: die Wahl einer spezifischen Benchmark für alle Aktien oder Anleihen

Welche Indizes für Aktien und Anleihen sollen mit ETFs nachgeahmt werden? Ist es der STOXX50, der DAX, der S&P 500, der MSCI World Index oder ein anderer? Nur wenige wissen, welche Unterschiede in der Wertentwicklung dieser Indizes bestehen, woher diese Unterschiede kommen, ob die Renditen nachhaltig sind und ob und wie sie sich auf die historische Wertentwicklung im Allgemeinen verlassen können.

  • Bei Pensionfriend verwenden wir die längsten verfügbaren Datenreihen (über mehr als 150 Jahre), um die Renditen zu schätzen und Datenverzerrungen, d. h. die irreführende Verwendung von Daten, zu vermeiden. 

  • Wenn nur kürzere Zeiträume verfügbar sind (die meisten Indizes gibt es erst seit 20-50 Jahren), vergleichen wir sie mit Benchmarks, für die längere Datensätze verfügbar sind. Wir vermeiden den sinnlosen Fokus auf die Renditen der letzten 3 oder 5 Jahre. Die Verwendung solcher kurzen Datensätze ist anfällig für Manipulationen, indem nur die erfolgreichsten Ergebnisse angezeigt werden. 

  • Bei Pensionfriend sind wir uns sehr wohl bewusst, dass extreme Leistungen nicht nachhaltig sind.

  • Bei Pensionfriend prüfen wir, ob die Outperformance von Indizes mit grundlegenden wirtschaftlichen Prinzipien übereinstimmt. Zum Beispiel:

    • ETF-Manager, die über clevere Strategien verfügen, um die Benchmark zu replizieren oder zusätzliche Gebühren zu verdienen, zum Beispiel durch Wertpapierleihe. Das kann den kleinen, aber entscheidenden Unterschied ausmachen.

    • Anlageklassen, bei denen aus wirtschaftlicher Sicht eine höhere kurzfristige Volatilität und damit niedrigere Preise und höhere Renditen zu erwarten sind, die aber für langfristig orientierte Anleger sinnvoll sind, denen die kurzfristige Volatilität weniger wichtig ist.

    • Anlageumgebungen, die (wirtschaftlich und politisch) günstig für langfristiges Wachstum sind und solche, die es nicht sind.

5. Die dritte wichtige Entscheidung ist die der Währung

Die Wahl der richtigen Währung ist viel wichtiger, als den meisten Menschen bewusst ist. Sie kann die Anlagerendite um 2 bis 3 % jährlich beeinflussen. Die wenigsten Anlageberater kennen sich mit diesem Thema aus und folgen daher ganz einfach dem Bauchgefühl der Kunden. Wir bei Pensionfriend machen das anders: Eine Absicherung vom Dollar zum Euro kann sehr kostspielig und auf lange Sicht sogar kontraproduktiv sein.

Aus der Risikoperspektive:

  • Vermögenswerte, die in einem anderen Land gehalten werden, dienen der Risikostreuung gegenüber dem Einkommen aus dem Job im Heimatland. Die Diversifizierung spricht also gegen eine Absicherung in der Aufbauphase deiner Rente. 

  • Im Ruhestand wird ein gesichertes Einkommen immer wichtiger, vor allem, wenn das Altersvorsorgevermögen begrenzt ist. Eine Absicherung kann dann für einen Teil oder das gesamte Vermögen in Betracht gezogen werden.

6. Rebalancing des Portfolios ist mühsam und wird deshalb oft vernachlässigt, obwohl es wichtig ist

  1. Marktbewegungen verändern die Zusammensetzung des Portfolios. Rebalancing-Regeln oder -Algorithmen halten die Zusammensetzung innerhalb einer bestimmten Bandbreite und minimieren die Kosten für die Veränderung des Portfolios. Sie vereinfachen auch die regelmäßige Entscheidung, wohin zusätzliches Geld fließen soll oder aus welcher Quelle das Geld genommen werden soll.

  2. Geprüfte Algorithmen können nicht nur die Kosten senken, sondern auch eine gewisse zusätzliche Rendite bringen. Bei Pensionfriend helfen wir unseren Kunden, ihre Portfolios automatisch umzuschichten, um davon zu profitieren. 

7. Aktien- und sektorspezifisches Selektieren sowie aktives Management sind generell sehr riskant

Das Risiko einzelner Aktien oder auch eines Sektors ist sehr hoch. Wenn Kunden von einem zum anderen wechseln, können sie am Ende beides verpassen.

  • Der Kauf eines breiten Index ist der beste Weg zur Diversifizierung. Deshalb konzentrieren wir uns bei Pensionfriend auf sehr kostengünstige ETFs, auf breite Indizes wie den S&P 500 oder den MSCI World Index und versuchen, gegenüber diesen Indizes zu diversifizieren und eine Outperformance zu erzielen. Wir bieten zwar Branchenindizes an, empfehlen sie aber nicht.

  • Aktives Management ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Market Timing ist die mit Abstand schwierigste aller Anlageentscheidungen und funktioniert meist nicht, kostet aber viel Energie.¹

  • Ausnahmen sind Kunden, die eine solide und explizite Outperformance vorweisen können, d. h., die sich an einer Benchmark orientieren und sich der Risiken bewusst sind.²

  • Eine echte Outperformance durch Fondsmanager ist relativ selten. Der Grund dafür ist, dass diejenigen, die eine überdurchschnittliche Leistung erbringen können, auch sehr hohe Gehälter beziehen und dadurch einen großen Teil, wenn nicht sogar den größten Teil, der überdurchschnittlichen Leistung abschöpfen. Letztlich ist die Investition ein Nullsummenspiel, wie Ökonomen es nennen. Für jeden, der eine überdurchschnittliche Leistung erbringt, gibt es diejenigen, die eine unterdurchschnittliche Leistung erbringen, die Kosten mal außen vor gelassen.
    Die meisten Vermögensverwalter, die eine überdurchschnittliche Wertentwicklung angeben, betreiben Augenwischerei. Sie zeigen nur die erfolgreichen Fonds oder geben ausschließlich die Zeiträume an, in denen sie gut abgeschnitten haben.

8. Das Risiko ist für viele verwirrend, lässt sich aber gut verstehen, wenn man ein paar Faktoren berücksichtigt

  • Bei Pensionfriend unterscheiden wir zwischen einer grundsätzlichen Vorliebe für Stabilität und Rendite und der Bereitschaft, Risiken einzugehen. Ein Beamter mag vielleicht kein Risiko, kann es aber sehr gut eingehen. Ein Unternehmer mag zwar Risiken mögen, sollte sie aber nicht mit seiner Altersvorsorge eingehen. Einkommensstabilität, Einkommensaussichten und andere finanzielle Polster (bestehende Rentenpläne, Häuser usw.) sind objektive Faktoren, die sich auf die Fähigkeit, Risiken einzugehen, auswirken.

  • Die Toleranz gegenüber Drawdowns, d. h. dem Verlust von Geld im Vergleich zum investierten Guthaben, ist ein wichtiger Maßstab, um die Fähigkeit des Kunden zu verstehen, emotional mit Risiken umzugehen. Es ist eine schwierige Einschränkung. Wir helfen unseren Kunden, herauszufinden, woher ihr Gefühl für Risiko kommt. Ist es die Unbekanntheit von Investitionen, mangelndes Fachwissen oder einfach eine starke Abneigung gegen mangelnde Stabilität? 

9. Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg

  • Bei Pensionfriend empfehlen wir unseren Kunden, sich an die für sie passendste strategische Vermögensaufteilung zu halten und die langfristigen Ziele im Auge zu behalten. 

  • Unsere Auswahlalgorithmen schlagen Anpassungen auf der Grundlage grundlegender Faktoren vor (z. B. Alter, Einkommen, Renteneintrittsalter und die Berücksichtigung grundlegender Risikopräferenzen). Die Wirtschafts- und Finanztheorie besagt, dass fast alle Informationen in den aktuellen Marktpreisen enthalten sind. Die großen Investmentfirmen, die hoch bezahlten Händler und Hedge-Fonds verfügen über das Wissen und die Erfahrung, um Arbitrage zu betreiben. Selbst große Rentenfonds haben das nicht und halten sich einfach an ihre Asset-Allocation-Strategie. 

  • Manche Kunden haben vielleicht bestimmte Kenntnisse und Vorstellungen, aber für die Altersvorsorge ist es sehr wichtig, sich des Risikos eines aktiven Managements im vollen Umfang bewusst zu sein. 

10. Vorsicht vor Altersvorsorge-Produkten, die den Kunden eine Leibrente aufzwingen

  • Eine Leibrente ist eine garantierte feste (Mindest-)Zahlung auf Lebenszeit, die in der Regel monatlich ausgezahlt wird. Es gibt viele Produkte, die Kunden dazu zwingen, sich im Ruhestand für eine Leibrente zu entscheiden (wie Riester oder Rürup). Bei vielen anderen Produkten, wie dem Altersvorsorgeplan von Pensionfriend, haben die Kunden die Wahl. Deshalb ist unterstützende Beratung bei der Wahl wichtig. 

  • Der Kunde muss in der Lage sein, die Rentenentscheidung auf der Grundlage seiner späteren Lebensumstände zu treffen und darf nicht zu einer Entscheidung gezwungen werden, die er/sie noch nicht überblicken kann. 

  • Das ist besonders wichtig, da Rentenversicherungen in Deutschland oft sehr kostspielig und intransparent sind und ihre Attraktivität in hohem Maße von der Höhe der Zinsen abhängt. 

  • Die Versicherungsunternehmen müssen große Rücklagen halten, für den Fall, dass die Versicherten erheblich länger leben als erwartet. Deshalb erhalten Versicherte erst spät im Ruhestand einen Großteil ihres Geldes ausbezahlt. Versicherungsunternehmen sind besonders vorsichtig, wenn es um das Risiko der Langlebigkeit geht, denn Rentenversicherungen werden vor allem von Menschen gekauft, die besonders lange leben. Dieses Problem wird noch dadurch verschärft, dass Renten von den Versicherungsunternehmen nicht gut angelegt werden, da sie die Auszahlung garantieren müssen. Deshalb werden sie meist in Anleihen investiert, die zwar sichere, aber nur sehr niedrige Renditen haben.

  • Kunden sollten solche Produkte in der Frühphase ihres Ruhestands vermeiden, es sei denn, sie wissen, dass sie sehr alt werden oder haben kein Polster, um Risiken einzugehen. In der Regel ist die Investition in einen Renten-ETF dann trotzdem immer noch die bessere Wahl.

  • Wenn Kunden sich für eine Leibrente entscheiden müssen, sollten sie dies spät im Leben tun, wenn ihr Risikopolster aufgebraucht ist, damit sie ihr Vermögen bis dahin für sich arbeiten lassen können.

  • Zu diesem Zeitpunkt sollten sie nach der besten Rendite Ausschau halten. Auch aus steuerlichen Gründen bevorzugen wir bei Pensionfriend daher die Option eines Kapitalausstiegs, da die Kunden dann entscheiden können, ob eine Leibrente für sie attraktiv ist.

Zusammenfassung

Wir ermutigen unsere Kunden, langfristig und diszipliniert in kostengünstige, gut gestreute Indizes zu investieren, die objektiv (anhand der längsten Daten) gemessen eine gute Performance aufweisen und die einer genauen Prüfung durch Finanz- und Wirtschaftsexperten standhalten. So stellen wir sicher, dass sich die Erfolgsbilanz der Vergangenheit auch auf die zukünftige (Out-)Performance auswirkt. 

Wir raten dringend davon ab, dass Kunden ihre Anlagen selbst verwalten, da viele Studien zeigen, dass dies zu unzureichenden Investitionen und schlechter Performance führt. Ebenso raten wir davon ab, in Fonds zu investieren, die aktives Management betreiben, oder in Fonds oder Vermittler, die hohe Gebühren verlangen. 

Vor allem in Zeiten niedriger Zinsen solltest du Produkte, die dich zu einer Leibrente zwingen, vermeiden, da das zugrunde liegende System sie äußerst unattraktiv macht.


¹ Dieser Artikel analysiert zwei bekannte, eklatante Anomalien in der Vermögensverwaltung: a) Nach Gebühren schneiden aktive Portfoliomanager schlechter ab als Marktindizes, und b) Kunden zahlen weiterhin für Leistungen, die sie nicht erhalten. Eben Otuteye & Mohammad Siddiquee, 2020. „Underperformance of Actively Managed Portfolios: Some Behavioral Insights“, Journal of Behavioral Finance, Taylor & Francis Journals, Ausgabe 21(3), Seiten 284–300


² Dieser Artikel enthält einen sehr guten Überblick über die Literatur, insbesondere über die Underperformance von Einzelpersonen gegenüber dem Markt.